Törnbericht 2012:
Sommertörn Ostseeschnuppern
Mi, den 11. Juli: Abfahrt von Moers Di, den 24. Juli: Großenbrode-Fähre So, den 12. August: Großenbrode
|
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
Worüber soll man einen Reisebericht schreiben, wenn es zu Beginn der Reise den ganzen Tag regnet? Über die Erwartungen, die tief im eigenen Ich schlummern? Über das, was man schon immer mal erleben wollte? Oder einfach anfangen mit der Tagesbefindlichkeit? Mi, den 11. JuliVor einer Woche, am sind wir früh von Moers aus losgefahren - nach einer sehr kurzen Nacht meinerseits und mehr oder weniger Schlaflosigkeit von Seiten Barbaras, die solche Situationen immer „nutzt“, um ganz auf den Beinen zu bleiben. Um vier Uhr früh aufstehen, duschen, frühstücken, eben das Übliche, um das eigene Menschsein in Gang zu bringen. Barbara muss noch packen, Stück für Stück trudeln die letzten Gepäckstücke im Flur ein, um im schon ohnehin vollen Auto in irgendeiner Ecke noch verstaut zu werden. Gegen sechs Uhr ist dann endlich alles an Bord, und es kann losgehen, Richtung Lübeck.
Noch sind wir nicht so unbeweglich, dass wir das nicht mehr schaffen könnten. [.........] [..........] Am nächsten Tag,
stehen wir erst spät auf. ..... Danach ist wieder
einräumen, aufräumen, etwas ‚“brömmeln“,
lesen, gut essen und ausruhen angesagt. „Wichtigste Aufgabe” zu
Beginn eines Urlaubs ist erstmal die klimatische Eingewöhnung, sich klar
zu machen, dass wir Urlaub haben und dass uns fünf Wochen Zeit gegeben
sind, eine Reise ins Unbekannte zu unternehmen - denn wir haben nichts genaues
geplant, außer der groben Reiserichtung „NORDEN“! So leben wir
gemütlich bei inzwischen wieder viel Regen und Wind und gelegentlichem
Sturm vor uns hin und genießen die Muße. „DolceVita” geht
nach dem Motto: „Heute (bei Regenwetter) ist ein guter Tag zum...., z.B.
Lesen...!” Der Mast kann noch nicht gestellt werden, auch an den
nächsten Tagen noch nicht. Wir haben es nicht eilig und machen uns keinen
Stress. [ .......] Das Wetter wird nicht
besser. Ein richtiger Sommer ist bis jetzt nicht in Sicht, also geben wir uns
mit dem zufrieden, wie es ist. Wir stehen spät auf, der Tag vergeht mit
frühstücken, einkaufen, aufräumen, lesen, dies und jenes machen,
z.B. etwas reparieren, mal wieder die Bedienungsanleitung von diesem oder jenem
Gerät zu lesen, in diverse Handbücher zu schauen, die Segelliteratur
zur angepeilten Küste zu studieren, in diesem oder jenem Buch zu
schmökern, und sich die Karte bzw. den Kartensatz vorzunehmen, usw. usf.
Am Abend hat man das Gefühl, nichts gemacht zu haben außer Kleinkram,
aber davon ganz viel. Es ist saukalt, hin und wieder muss unser Heizöfchen
„arbeiten”. Tagsüber kommt etwas Sonne, aber immer wieder
kürzere oder längere Regenschauer, der Luftdruck steigt
allmählich auf 1019 hPa, was Hoffnung in uns aufkeimen lässt, dass
das Wetter allmählich besser werden könnte. Abends gegen 20 Uhr ist
es gerade mal 17,2 °C, auch nicht gerade berauschend. Allmählich
fangen wir an, die Wetterberichte genauer zu verfolgen, aber die Tiefs um
Schottland, aus Island oder Irland, sie kommen und gehen und kommen und gehen,
ziehen immer nord”oost”wärts, kein längerfristiges,
stabiles Hoch in Sicht. [...........] Regen, Regen und nichts als Regen! Es ist zum Haare raufen! Mit 1004 hPa und 16,7 °C gegen Mittag nicht gerade berauschend. Aber am und im Boot gibt es immer wieder was zu machen, aufzuräumen, zu sortieren usw. Es wird uns nicht langweilig, aber manchmal geht mir schon der Gedanke durch den Kopf, ob wir nicht wieder nach Hause fahren sollen - nur so als Gedanke! Die Prognosen für Wind und Richtung für nächste Woche stehen günstig, also beschließen wir, am Sonntag abzureisen, egal ob es regnet oder nicht. Schließlich haben wir ja Regenkleidung! Der Wind sieht jedenfalls günstig aus, nach den Vorhersagen, für So NW 3-4 bft. [..........]
Dann die
“Enttäuschung”: Auf der Ostsee ein schwacher Westwind,
Stärke 2-3, dann abnehmend in Richtung 1 bft. Dazu Seegang Stärke 1,
also tote Hose. Etwas Dünung, aber keine großen Wellen, was wir als
“Ostsee-Anfänger” erstmal angenehm empfinden. Nur: wir hatten
Wind von Stärke 4 vorausgesagt bekommen und nun dies. Na ja, so viel zur
Zuverlässigkeit von Wetterprognosen. Obwohl: Großräumige
Wettervorhersagen stimmen nicht immer mit den kleinräumigen
Lokalitäten überein. Aber wir lassen uns nicht entmutigen und
vertrauen auf unseren zuverlässigen Motor, den Volvo-Penta MD2020. Er
führt uns leise, aber zuverlässig und stetig nach
Grömitz, der ersten Station unserer Ferienreise. Es ist heiß in Grömitz, dem bekannten Ostseebad, und wir machen einen Ruhetag. Der Luftdruck steigt morgens um 8:00 Uhr auf 1030 hPa, bei leichtem Westwind 3 bft. Gegen 10 Uhr stehen wir auf, nach dem üblichen Frühmorgens-Procedere verlassen wir um die Mittagszeit das Schiff für einen längeren Einkauf. Wir laufen stundenlang die Promenade am Strand rauf, auf der Suche nach einem “Edeka” oder etwas ähnlich gewohntem. Zahlreiche Klamottenshops erwecken Barbaras Interesse und machen das Vorwärtskommen sehr mühsam, mit viel Überredungskunst muss sie sanft daran vorbeigezogen werden.
Neben der Apotheke liegt gleich der “gewünschte” Edeka-Markt mit einem großen Warenangebot auf engstem Raum. Nachdem wir unsere Taschen voll haben, will sagen den Rücken mit Rucksäcken und zwischen uns die große Einkaufstasche, finden wir den Weg zurück zum Hafen. Leider liegt das Boot ziemlich am Hafenende, es wird also ein weiter Weg und wir brauchen mehrere Pausen, um dann ermattet anzukommen. [........]
Ein Tag Grömitz war Pause genug, es
geht weiter nach Großenbrode Fähre, einem lauschigen, nicht so
bekannten Hafen, der in den Reiseführern und in der
Mund-zu-Mund-Propaganda gerühmt wird. Nach dem Aufstehen brauchen wir
nochmals etwa zwei Stunden, dann starten wir gegen 10:40 den Motor. Die
Tankstelle in Grömitz finden wir nicht, es ist zu viel Getümmel am
Steg, wir können keine Zapfsäule erkennen.
[..........] Früh stehen wir auf, für
unsere Verhältnisse heißt das um 8 Uhr. Nach dem Frühstück
und dem persönlichen Klarmachen geht es los: um 10:14 Uhr schmeißen
wir den Motor an und verlassen Großenbrode-Fähre, den kuscheligen
Hafen, den wir gerne wieder besuchen werden, in Richtung Strande. [.......] Der Hafen liegt neben der Marina Schilksee, dem berühmten Olympiahafen. Weil der sehr groß ist, haben wir Strande ausgesucht, aber das ist ebenso groß, viel Trubel und Volk, Cafe´s und Schnell-Restaurants auf der Promenade. Immerhin ein netter Hafenmeister! Die sanitären Anlagen: eine Pleite. 4 Duschen für einen Hafen von über 600 Liegeplätzen, davon drei als Gemeinschaftsdusche! Man fühlt sich an alte Zeiten erinnert, als Mann noch gemeinsam duschte und Privatsphäre wohl unangemessener Luxus war! Über die Frauenduschen kann ich natürlich nichts sagen. Ebenso vier Toiletten, drei Waschbecken. Na, wenn das kein Null-Rekord ist. Der Hafen Strande bekommt jedenfalls auf meiner persönlichen Sanitäranlagen-Rankingsliste null Punkte. Und sonst ist gerade mal das Restaurant des Kieler Yachtclubs erwähnenswert, dort kann man ganz gut im Freien sitzen und essen. Wir hatten es uns verdient, nach der langen Fahrt. Es gibt Hering in verschiedenen Variationen, wenn schon Ostsee, dann auch Fisch! Aber sonst lohnt sich eine Fahrt nach Strande nicht, das war unser gemeinsames Urteil. Deswegen geht es am nächsten Tag weiter Richtung Schlei, als ersten Hafen haben wir Maasholm ausgesucht. Wir fangen den Tag an mit 1018 hPa und 20 °C, der Druck geht im Laufe des Tages auf 1012 hPa zurück, aber es ist ein tolles Wetter, der Wind genau richtig, Stärke 3-4 bft und aus Richtung NO, ein Wölkchen am Himmel, ansonsten Sonne pur. Wir segeln Raum-Schots-Kurs, also mit halbem Wind, und das Schiff bewegt sich angenehm im Wasser. Das Logbuch verzeichnet keine Unfälle! Es ist der wirklich erste Tag, an dem Segeln pur war, ich komme mir vor, als sei es den ganzen Tag schon Sonntag. Nach viereinhalb Stunden machen wir in Maasholm fest, am Steg B2, Liegeplatz 8. Den Motor hatten wir eigentlich nur in der Schlei an, von Schleimünde bis Maasholm und morgens, als wir aus Strande gegen den Wind anlaufen mussten. [.......] Gegen Abend kühlt es merklich ab,
es sind Gewitter mit Böen von 8 bft vorausgesagt. Wir sind nicht die
einzigen, die ihre Segel aufklaren und die Persenninge überziehen, auch
wenn am nächsten Tag Segeln angesagt ist. In Uitdam mit der Sprinta 70
haben wir mal erfahren, was es heißt, wenn Murphy’s Gesetz
zuschlägt: “Was schief gehen kann, geht schief.” Das Vorsegel
- und damals war das noch eine kleine Wendefock - war nur am Vorstag
zusammengerollt, aber ohne Persenning. Nachts kam Starkwind und Regen, das
Segeln wurde regelrecht vom Wind “aufgefächert” und knallte so
lange in der Nacht herum, bis ich es mit viel Mühe wieder einholen konnte
und durch mehrfaches Festbinden das Aufrollen verhinderte. Das macht
natürlich Spaß, in Wind und Regen im Schlafanzug barfuß auf dem
Deck herum zu springen! Letztlich ist es nur sicher mit der Persenning, alles
andere kann sich lösen.
Erst spät kommen wir aus dem Bett, aber bis Schleswig, unserem Reiseziel, sind es auch nur ein paar Seemeilen. Deswegen lassen wir uns Zeit, tanken in aller Ruhe und gegen halb zwölf machen wir die Leinen los. Es ist sonnig, wenn auch viele Wolken und Wind die Luft nicht allzu warm werden lassen. Nach nicht einmal 2 Stunden sind wir in Schleswig, dem Ende der Schlei und machen im Stadthafen fest.
Der Luftdruck steigt seit Tagen an, ein gutes Zeichen, das besseres Wetter
erwarten lässt. Auch heute sind wir beide zu faul zum Kochen und
Abwaschen, deswegen steuern wir nach dem Anmelden beim Hafenmeister gleich das
Hafenrestaurant “Speicher” an, wo wir mit Fisch und Penne unseren
Hunger stillen. Auch auf einer Flussfahrt zehrt der Wind einen aus und man
bekommt ordentlich Appetit und Durst. Da wir gleich für zwei Tage
“gebucht” haben, können wir es den Rest des Tages
gemütlich angehen lassen, etwas Logbuch führen,
Betriebsstundenzähler und Log-Distanz auslesen, sich ein bisschen ums
Wetter kümmern und ansonsten die Seele baumeln lassen. [...........] Nach so vielen Tagen Schleswig ist es jetzt genug, wir reisen ab. Gemütlich stehen wir auf, lassen uns Zeit und um kurz vor zwölf wird der Motor angeworfen. Die Schlei geht es jetzt wieder Richtung Schleimünde und gegen viertel nach eins kommt die Eisenbahnbrücke bei Lindaunis in Sicht. Kurz vor zwei geht die Brücke hoch und wir fahren durch, als letztes Schiff, dank einem netten Brückenwärter, der auf uns gewartet hat. Das haben wir bisher in Deutschland nicht erlebt! Vor der 2. Brücke in Kappeln müssen wir warten, wir kreuzen den Strom rauf und runter vor der Brücke, festzumachen haben wir beide keine Lust. Um kurz vor vier sind wir durch und gegen halb fünf kommen wir in Maasholm an. Es war nicht lange zu fahren, gerade mal 20 sm, aber es hat eben auch schon gereicht, zumal da es immer wieder geregnet hat und wenig Sonne war. Am nächsten Tag passiert,
was passieren musste: mein linkes Ohr ist zu. Auch wenn ich vor der Fahrt die
Ohren selbst gesäubert habe - wie verrate ich hier nicht - ein
Schmalzpropfen hat sich direkt auf das Trommelfell gelegt und ich höre
nichts auf diesem Ohr. Nur rechts - aber das sind gerade mal 50%.
Natürlich hat das auch seine Vorteile - man hört die See nicht so
rauschen, und auch das Geklapper der Fallen im Wind ist auf einmal viel leiser.
Aber ich denke, wenn es drauf ankommt, brauche ich das Ohr, zumal ich ja
Barbara auch nur zur Hälfte verstehe und sie jeden zweiten Satz
wiederholen muss. [...........] Früh um halb acht
kommt das Taxi und die zwölf Kilometer nach Kappeln kosten ihre stolzen 25
Euros. Ich schiebe den hohen Preis auf das Landleben, auf den Regen, der vom
Himmel herunterknallt oder darauf, dass es Montag ist, aber wundern muss ich
mich schon. Ich kann jedoch nichts machen, mit dem Fahrrad wäre es eine
gefühlte Ewigkeit, und ein Bus fährt alle paar Stunden mal.
Hauptsache, ich komme bald dran, und das Problem ist beseitigt. Wir wagen die Überfahrt, an der Küste entlang Richtung Norden, Flensburger Bucht, über die Bucht rüber nach Dänemark. Sønderborg soll unser Ziel sein und da es weiter weg ist - die Entfernungen auf der Ostsee sind uns noch sehr ungewohnt - stechen wir früh in See. Die Uhr steht auf 8:45, als wir den Motor anlassen. Nach kurzer Fahrt sind wir aus der Schlei draußen, an der Einfahrttonne vorbei und ab geht es Richtung Nordosten, an der Küste entlang. Der Wind steht günstig auf W-SW, Stärke 4-5 bft, in Böen 6. Zunächst reicht uns das Vorsegel, um genügend Fahrt zu machen. Seegang ist von den Vortagen noch genug da, die Wellen sind bis zu einem Meter hoch. Das ist erstmal neu für uns, auf dem Ijsselmeer hatten wir eine solche Wellenhöhe nicht erlebt.
[...........] Nach der langen Fahrt vom
Vortag ist erst mal wieder ein Ruhetag angesagt. Anscheinend sind wir beide
total erschöpft, erst nachmittags um drei Uhr kommen wir aus der Koje.
Aber der gestrige Tag hatte es ja auch in sich, einschließlich des Besuchs
des mongolischen Restaurants “Dschingis Kan”, im Dänischen
“Djengis Khan” geschrieben, in dem wir am Vortags früh abends
noch gegessen hatten. Anscheinend haben uns die voll geschlagenen Bäuche
nochmals Kraft gekostet, wir hatten beide gegessen, wie wenn es die erste
Mahlzeit nach Tagen gewesen wäre. Zudem mussten wir ja auch einen
halbstündigen Fußmarsch in die Stadt hinnehmen, auf dem Rückweg
an einer wunderschönen Promenade entlang sogar etwas im Regen. Am nächsten Morgen
steht erst mal die Reparatur an. Zusätzlich zu den 500 DK
Sicherheitsgebühr verlangt der Campingplatz-Besitzer eine
Benutzergebühr von 50 DK. Ich habe keine Wahl, eine andere Leiter steht
nicht zur Verfügung. Nach dem Transport zum Schiff - zum Glück ist
die Leiter aus Aluminium - fange ich mit der Reparatur an. Barbara muss die
Leiter halten. Die Reparatur ist gut vorbereitet. Der Benzinschlauch, den ich
beim Schiffsausrüster bekomme, schneide ich der Länge nach auf und
schiebe ihn auf die Wante, dann kommt der Bügel drum herum und mit der
selbst festziehenden Schraube inclusive Mutter hat die Wante ihren alten Platz
wieder gefunden. Schnell noch die Wantenspannung einstellen, nach einer guten
Stunde ist der Schaden erstmal vorläufig behoben. Wir haben einen langen Weg nach Marstal vor uns, und gegen halb elf heißt es wieder mal Motor an, kurz darauf Leinen los und gegen viertel vor elf geht das Vorsegel hoch. Der Wind kommt aus W-NW, Stärke 4 bft, also idealer Wind für die Richtung Marstal. Später wechselt er nach NO, Stärke 3. Die Sonne scheint, aber vereinzelt kommen auch Schauerböen. Kurz nach der Genua steht das Großsegel und wir treiben mit achterlichem Wind nach Osten. Die Wellenhöhe ist nicht beängstigend, gerade mal ein halber Meter, daran haben wir uns schon gewöhnt. Mit der Zeit schlafft der Wind ab, wir machen nur noch etwas mehr als 3 Knoten, deswegen holen wir gegen halb zwölf das Vorsegel und kurz darauf das Groß wieder ein. Mit Motor geht es weiter, je mehr wir aus der Flensburger Förde herauskommen, desto mehr nimmt die Wellenhöhe zu. Mit achterlichem Wind und ebensolchen Wellen schaukelt das Schiff wie auf der Kirmes. [.........] Für´s erste ist wieder
mal ein Ruhetag angesagt. Nach dem Frühstück gehe ich im Supermarkt
einkaufen, der am anderen Ende der Stadt liegt. Aber jeder Schritt in Marstal
gleicht einem Schritt in einer bekannten Stadt, Dank des Romans “Wir
Ertrunkenen” von Carsten Jensen, in dem die Geschichte der Marstaler
Seefahrt und Bevölkerung im Zeitraum des 19. und frühen 20.
Jahrhunderts literarisch aufbereitet erzählt wird. Auch wenn ich den Roman
schon vor ein oder zwei Jahren gelesen habe, an einiges kann ich mich noch
erinnern und finde die Beschreibung des Ortes und seiner Geschichte an vielen
Punkten im Stadtbild wieder. Deswegen beschließe ich, nach dem Einkaufen
am Nachmittag eine Fototour durch die Stadt zu machen.
Aber wie auch immer, man spürt
die Geschichte durch und durch und was Carsten Jensen beschreibt, das Leben der
Seeleute und ihrer zurückgelassenen Frauen und Kinder, der Aufstieg
einzelner Persönlichkeiten wie Reeder Madsen, die zahlreichen Mitbringsel
aus aller Herren Länder einschließlich diverser Schrumpfköpfe,
von denen auch im Roman die Rede ist, lassen die Vergangenheit lebendig
werden.
Zwischendurch unterhält uns Kapitän Reiner Dietzel von Delta-Papa-07 mit seinem Seefunk “von Borkum bis Bornholm”. Gespannt lauschen wir seinen Wettermitteilungen, auch wenn sie für uns keine große Rolle mehr spielen. Besonders bei den “Abendnachrichten” hat uns Kapitän Dietzel mit seinen Geschichten aus der “kleinen komischen Bibliothek - Wenn Tiere verreisen” erheitert, besonders auch die Art seines Vorlesens und der Betonung. [...........] Mi, den 15. August Eigentlich sollten wir heute schon zu Hause sein, aber wir
haben noch ein bis zwei Tage draufgelegt. Um 10:32 Uhr startet die Maschine und
bei wenig Seegang geht es hinaus in die Ostsee, unsere vorläufig letzte
Strecke dieses Jahr. Eine Viertelstunde später stehen Großsegel und
Genua und mit vier Knoten, gesteuert durch den Pinnenpiloten, fahren wir
Richtung Süden, Kurs 180°. Gegen Mittag schläft der Wind leider
ein, jedenfalls unser Vorsegel hat sich bewährt. So lassen wir den Motor
mitlaufen. Gegen 13 Uhr holen wir beide Segel ein, der Wind ist zu schwach und
wir wollen nicht abends einlaufen. Gegen halb vier frischt es nochmals auf, auf
der Höhe von Neustadt und wir rollen die Genua aus. Die Wellenhöhe
hat sich bis auf einen Meter erhöht, es ist nicht besonders angenehm.
Deswegen muss um vier Uhr das Vorsegel dran glauben, es wird eingerollt und
unser Volvo-Penta schiebt uns Richtung Travemünde, wo wir kurz vor
fünf Uhr das Maritim-Hotel erreichen. Noch circa eine Stunde bis zur
Marina am Stau, dann ist unsere Sommerreise zu Ende. Nicht zu
früh fallen wir aus den Federn und sind erstmal unschlüssig, was wir
weiter tun sollen, putzen, das Schiff sauber machen und fahren oder erstmal
noch einen Tag Ruhe an Bord, faulenzen , die Seele baumeln lassen. Das Navi weiß den Weg nach W., aber was dann folgt, das ist dann eine andere Geschichte, und so ist dieser Sommerurlaub, der erste auf der Ostsee, erstmal zu Ende. Spät am frühen Morgen, so gegen halb drei, kommen wir zu Hause an, zu aufgedreht, um uns Bett zu fallen. So bleiben wir noch eine Weile auf, reden, holen ein paar dringliche Sachen aus dem Auto, wie unsere Tabletten, die man in unserem Alter braucht und so gegen sechs Uhr morgens, wenn andere aufstehen, fallen wir endlich ins Bett und genießen den großen Raum, den wir wieder für uns haben. Schiff ist gemütlich, aber auf die Dauer.... lebt es sich zu Hause doch gemütlicher!
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||